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Diese Website dient der Information und der redaktionellen Aufarbeitung historischer Themen aus den Bereichen Computer-, Spiele- und Technikgeschichte. Trotz sorgfältiger Recherche kann keine Gewähr für die Vollständigkeit oder Richtigkeit der Inhalte übernommen werden.

Intel 8088

Von Konstantin Lanzet - CPU collection Konstantin Lanzet, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6692144

Der Intel 8088 gehört zu jenen Prozessoren, deren historische Bedeutung sich weniger aus ihren reinen Leistungsdaten ergibt als aus den Entscheidungen, die um ihn herum getroffen wurden. Als Intel ihn 1979 vorstellte, wirkte er auf dem Papier wie ein Kompromiss: intern ein vollwertiger 16-Bit-Prozessor, nach außen jedoch mit einem 8-Bit-Datenbus ausgestattet. Genau dieser scheinbare Rückschritt sollte sich jedoch als strategischer Glücksfall erweisen – nicht nur für Intel selbst, sondern für die gesamte Personal-Computer-Industrie der frühen 1980er-Jahre.

Technisch basiert der 8088 auf derselben Architektur wie der ein Jahr zuvor erschienene Intel 8086. Beide Prozessoren verfügen über identische Register, denselben Befehlssatz und das segmentierte Speicheradressmodell mit 20-Bit-Adressraum, das theoretisch bis zu ein Megabyte Arbeitsspeicher erlaubt. Der entscheidende Unterschied liegt ausschließlich in der Bus-Anbindung: Während der 8086 Daten extern mit 16 Bit überträgt, beschränkt sich der 8088 auf 8 Bit. Diese Entscheidung erlaubte den Einsatz günstigerer Speicherbausteine, einfacherer Platinenlayouts und vorhandener 8-Bit-Peripherie. Typische Taktfrequenzen lagen anfangs bei 4,77 MHz, später folgten Varianten mit 5, 8 und bis zu 10 MHz.

Diese Auslegung war kein Zufall, sondern Ausdruck einer klaren Systemstrategie. Intel verstand den 8088 nicht als abgespeckte Notlösung, sondern als Brücke zwischen der etablierten 8-Bit-Welt und der kommenden 16-Bit-Generation. Aus Sicht des Programmierers verhielten sich 8086 und 8088 identisch; Unterschiede zeigten sich erst auf der Ebene der Speicheranbindung. Dass der 8088 in der Praxis oft langsamer wirkte als sein 16-Bit-Pendant, lag weniger am Rechenkern selbst als an der kleineren Vorlade-Warteschlange und dem schmaleren Datenbus, die den Instruktionsnachschub begrenzten. Moderne Analysen zeigen, dass dieser Leistungsnachteil stark vom jeweiligen Programmcode abhing und nicht pauschal war.

Historisch untrennbar verbunden ist der Intel 8088 mit dem IBM PC 5150 aus dem Jahr 1981. IBM entschied sich bewusst gegen den technisch leistungsfähigeren 8086 und wählte den 8088 aus pragmatischen Gründen. Ausschlaggebend waren die kürzere Entwicklungszeit, die Nutzung bewährter 8-Bit-Supportchips und eine insgesamt geringere Systemkomplexität. Leistungsreserven spielten eine untergeordnete Rolle; entscheidend war ein robustes, schnell realisierbares Gesamtsystem. Mit dieser Wahl legte IBM den Grundstein für eine Plattform, die sich rasch zum industriellen Standard entwickelte.

Die Entwicklung des 8088 fällt in eine Phase, in der Intel sich endgültig vom reinen Speicherhersteller zum Prozessoranbieter wandelte. Nach dem Erfolg des 8080 sollte die 8086-Architektur den technologischen Schritt in die Zukunft markieren. Der 8088 war dabei die marktfähige Variante, die es erlaubte, neue Architekturkonzepte in bestehende Produktionsrealitäten einzubetten. Zeitgenössische Industrieberichte zeigen, dass Intel diesen Ansatz bewusst verfolgte: Architekturkontinuität und Skalierbarkeit wurden höher bewertet als maximale Rohleistung.

In der praktischen Anwendung zeigte der Prozessor ein ambivalentes Bild. Gegenüber klassischen 8-Bit-CPUs bot er klare Vorteile: größere Register, leistungsfähigere Befehle und einen deutlich erweiterten Adressraum. Gleichzeitig sorgte der 8-Bit-Bus dafür, dass viele Programme kaum schneller liefen als auf hochgetakteten Z80-Systemen. Frühere Magazinberichte wiesen daher häufig darauf hin, dass das theoretische Potenzial der Architektur im Alltag noch nicht vollständig ausgeschöpft wurde. Dennoch eröffnete der 8088 neue Einsatzfelder, insbesondere für komplexere Betriebssysteme und professionelle Anwendungen wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Datenbanken.

Zeitgenössische Fachzeitschriften beschrieben den 8088 entsprechend nüchtern. In der deutschsprachigen Presse galt er als zukunftssicher, aber teuer. Gelobt wurden die klare Architektur und das professionelle Umfeld, kritisch gesehen wurden Geschwindigkeit und Preisniveau. Ein 8088-System wirkte weniger wie ein Heimcomputer und mehr wie ein Arbeitsgerät – ein Eindruck, der das Image des IBM-PC und seiner zahlreichen Nachbauten lange prägte.

Wirtschaftlich bewegte sich der Intel 8088 im klassischen Business-Segment. Der Prozessor selbst war deutlich teurer als zeitgenössische 8-Bit-CPUs, rechtfertigte diesen Preis jedoch durch seine Positionierung in professionellen Systemen. Komplettrechner auf 8088-Basis lagen inflationsbereinigt schnell im Bereich mehrerer tausend Euro. Erst mit dem Aufkommen kompatibler PC-Clones sanken die Preise allmählich, ohne den grundsätzlichen Charakter der Plattform zu verändern.

Die Nachwirkung des 8088 ist kaum zu überschätzen. Obwohl er technisch bald vom 80286 und später vom 80386 überholt wurde, definierte er zentrale Grundlagen der PC-Architektur: das Zusammenspiel von Prozessor, BIOS, Peripherie und Betriebssystem ebenso wie das segmentierte Speichermodell. Selbst Jahrzehnte später mussten Entwickler Rücksicht auf diese frühen Entscheidungen nehmen. Der 8088 gilt daher weniger als technischer Höhepunkt, sondern vielmehr als Fundament einer bis heute fortgeführten Architektur.

Rückblickend erscheint der Intel 8088 als Prozessor mit enormer Systemwirkung. Er war nicht der eleganteste Chip seiner Zeit und auch nicht der schnellste. Doch durch die Kombination aus technischer Solidität, industrieller Akzeptanz und dem richtigen Zeitpunkt wurde er zum Ausgangspunkt einer Entwicklung, die den Personal Computer aus einer Nische in den Alltag von Büros und Verwaltungen führte. In diesem Sinne steht der 8088 exemplarisch für eine zentrale Erkenntnis der Computergeschichte: Entscheidend ist nicht allein die maximale Leistung, sondern die Fähigkeit, ein tragfähiges System zu ermöglichen.

 

Starglider 1 – 1986 by Argonaut Software

Starglider (1986): 3D-Action zwischen Arcade-Inspiration und Heimcomputer

Wie sehr der Angriff auf dem Eisplaneten Hoth in Star Wars – Das Imperium schlägt zurück eine ganze Generation beeindruckte, lässt sich heute kaum überschätzen. Der Anblick der riesigen AT-AT-Kampfläufer, der verzweifelten Verteidigung der Rebellen und der dynamischen Perspektive aus den Cockpits brannte sich bei vielen Jugendlichen tief ein. Als man Jahre später in den Spielhallen selbst in der legendären Star Wars-Arcade-Sequenz die gepanzerten Walker angreifen konnte, wurde diese Faszination erstmals interaktiv erlebbar. Es liegt nahe, dass auch ein junger Jez San von diesen Bildern geprägt war. Die Idee, schnelle Angriffe aus der Pilotensicht über eine Landschaft zu fliegen, in der eine feindliche Bodeninvasion im Gange ist, wirkt in Starglider jedenfalls wie eine spielerische Fortführung jener Eindrücke, die Science-Fiction-Kino und Arcade-Automaten Anfang der Achtziger hinterlassen hatten.

Jez San arbeitete Mitte der Achtziger bereits mit bemerkenswerter Zielstrebigkeit an dreidimensionaler Grafik, lange bevor er einen festen Publishing-Partner hatte. Noch als Teenager experimentierte er mit einer stark von Star Wars inspirierten 3D-Engine, die zunächst weniger als fertiges Spiel gedacht war, sondern als technische Machbarkeitsstudie. In dieser Phase bewegte sich San bereits in einem Umfeld professioneller Entwickler: Über seine Arbeit an Entwicklungswerkzeugen und frühen Projekten kam er mit David Braben und Ian Bell in Kontakt, die an Elite arbeiteten. Diese Begegnungen waren weniger formale Kooperationen als vielmehr frühe Berührungspunkte mit einer Szene, in der San nicht als Hobbyist, sondern als ernstzunehmender Techniker wahrgenommen wurde. In dieser Zeit entstand das Grundgerüst dessen, was später Starglider werden sollte – inklusive der Idee, schnelle Angriffe aus der Cockpit-Perspektive mit freier Bewegung über eine gekrümmte Landschaft zu verbinden.

Der entscheidende Schritt in Richtung professioneller Veröffentlichung erfolgte über die literarische Agentin Jacqui Lyons. San lernte sie über persönliche Kontakte kennen; bei einem gemeinsamen Dinner stellte er seine Arbeiten vor und gewann ihr Interesse. Lyons unterstützte ihn fortan als Agentin und öffnete ihm Türen in die britische Verlagslandschaft. Über dieses Umfeld kam schließlich der Kontakt zu Rainbird zustande. Erst durch diesen Vertrag wurde aus dem bestehenden Prototyp ein vollwertiges Spielprojekt mit klar definiertem Produktionsrahmen, Finanzierung und jener aufwendigen Präsentation, für die Rainbird Mitte der Achtziger bekannt war.

Veröffentlicht wurde Starglider schließlich 1986 von Rainbird als Premiumtitel für den Atari ST. Entwickelt von Argonaut Software unter Leitung von Jez San, setzte das Spiel auf farbige Drahtgittergrafik und weitläufige Landschaften, sichtbar inspiriert von der sogenannten „Tower“-Sequenz des Atari-Star-Wars-Arcadeautomaten. Der Spieler steuert ein veraltetes Angriffsfluggerät, das sogenannte AGAV, über dem Planeten Novenia, um die laufende Invasion der Egron-Streitkräfte zu bekämpfen. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht auf klassischen Weltraumkämpfen, sondern auf präzisen Angriffen gegen feindliche Einheiten am Boden, Navigation und konsequentem Ressourcenmanagement.

Rainbird positionierte Starglider bewusst als hochwertigen Titel. Die Verpackung bestand aus einem stabilen blauen Karton und enthielt neben der Anleitung auch eine 64-seitige Science-Fiction-Novelle von James Follett, die dem Spiel einen erzählerischen Rahmen gab. Damit hob sich Starglider deutlich von der damals üblichen Actionkost ab und rechtfertigte seinen vergleichsweise hohen Verkaufspreis.

Technisch zeigen sich Atari-ST- und Amiga-Version sehr ähnlich. Beide bieten die charakteristische Cockpit-Perspektive über einer gekrümmten Drahtgitter-Landschaft, bevölkert von Panzern, Flugobjekten und zweibeinigen Kampfmaschinen mit klarer Science-Fiction-Anlehnung. Das Spieltempo ist hoch, die Steuerung direkt, und die Darstellung bleibt auch bei dichter Action übersichtlich. Auffällig ist das kurze, etwa fünfzehn Sekunden lange Musikstück im Hauptmenü mit Synthesizerklängen und gesprochener Zeile „Starglider… from Rainbird“, komponiert von David Lowe. Hinzu kommen zahlreiche Geräuscheffekte und kurze Sprachsamples der Rainbird-Sprecherin Clare Edgeley. Bereits 1986 bot Starglider ungewöhnlich viele Einstellmöglichkeiten zur Feinjustierung der Steuerung, darunter verschiedene Fadenkreuz-Modi und automatische Zentrierung. Auch eine optionale Maussteuerung war vorhanden – für ein Actionspiel dieser Zeit eine echte Besonderheit.

Die 8-Bit-Umsetzungen konnten dieses Niveau naturgemäß nicht erreichen. Als beste gilt allgemein die ZX-Spectrum-128K-Version, die durch vergleichsweise hohes Tempo, Sprachsamples, ein mehrstimmiges Titelstück sowie zusätzliche Missionen und Aufrüstungen überzeugte. Die 48K-Fassung verzichtete auf diese Erweiterungen. Die Amstrad-CPC-Version orientierte sich stark an der Spectrum-Umsetzung. Kritischer fiel die Rezeption der Commodore-64-Version aus, die durch langsame, ruckelige Vektorgrafik und eine insgesamt grobere Präsentation auffiel. Die MS-DOS-Version in CGA-Farben gilt rückblickend als schwächste Umsetzung, da Farbarmut, Flackern und unpräzise Steuerung den Spielfluss deutlich beeinträchtigten.

Spielerisch basiert Starglider auf einem einfachen, aber fordernden Prinzip. Gegnerwellen müssen unter konstantem Zeit- und Energiedruck bekämpft werden, während regelmäßig Reparaturbasen angeflogen werden müssen, um Schäden zu beheben und Raketen nachzuladen. Besonders das präzise Andocken an diese Basen gilt als anspruchsvoll. Ein weiteres markantes Element ist das Nachladen der Raketen, das in einer separaten Siloszene erfolgt, in der ein rotierender Tunnel exakt angesteuert werden muss. Insgesamt begegnet man einer Vielzahl unterschiedlicher Gegnertypen, darunter die titelgebenden Starglider als besonders widerstandsfähige Elitegegner.

Die zeitgenössische Presse reagierte ausgesprochen positiv. Crash bezeichnete Starglider als eines der besten Spiele, die je auf dem Spectrum erschienen seien, lobte Geschwindigkeit und Atmosphäre, kritisierte jedoch die zurückhaltende Musik. Auch in den USA erhielt die Atari-ST-Version Anerkennung für ihre flüssige Darstellung und das intensive Spielgefühl. Starglider wurde unter anderem mit dem Titel „Game of the Year 1986“ von Crash ausgezeichnet und fand auch in Sinclair User und Amstrad Action breite Anerkennung.

Jez San sprach später davon, dass sich Starglider rund 300.000 Mal verkauft habe, während andere zeitgenössische Schätzungen etwas darunter liegen. Unabhängig von der exakten Zahl gilt der Titel als außergewöhnlicher Erfolg für einen jungen Einzelentwickler. Der Erfolg führte 1988 zur Fortsetzung Starglider II, die mit ausgefüllter Polygon-Grafik einen weiteren Technologiesprung vollzog und Argonauts Ruf als Spezialist für dreidimensionale Spiele festigte.

Erst im Rückblick wird deutlich, welchen Weg San nach Starglider noch vor sich hatte. Die bei Argonaut entwickelte 3D-Expertise führte schließlich zu einer Zusammenarbeit mit Nintendo. San überzeugte das Unternehmen davon, dass echtes dreidimensionales Spielgefühl auf dem Super Nintendo nur mit zusätzlicher Hardware möglich sei. Nintendo stimmte zu, Argonaut entwickelte daraufhin den Super-FX-Chip – intern augenzwinkernd „MARIO“ genannt –, der dem SNES zu ungeahnter 3D-Leistung verhalf und in Spielen wie Star Fox zum Einsatz kam. Betrachtet man diesen späteren Erfolg, wirkt Starglider heute weniger wie ein isolierter Frühversuch, sondern vielmehr wie der Anfang eines Weges, der von den Eindrücken der Spielhalle über den Heimcomputer bis hin zur Konsolengeschichte führte.

Kurioserweise fand Starglider sogar Eingang in die britische Popkultur: In der TV-Kindersendung Get Fresh traten Spieler direkt im Spiel gegeneinander an. Heute wird Starglider vor allem als historisch bedeutsamer Titel erinnert – als frühes Beispiel dafür, wie technische Ambition, Eigenständigkeit und jugendlicher Wagemut den Heimcomputermarkt der Achtziger prägen konnten.

Netherworld – 1988 by Hewson Consultants

Diamanten, Zeitdruck und keine Gnade: Netherworld auf dem C64

Als Netherworld 1988 erschien, hatte Hewson Consultants bereits einen ausgezeichneten Ruf zu verteidigen. Das britische Label galt seit Mitte der Achtzigerjahre als feste Größe für anspruchsvolle Actionspiele, die sich bewusst von seichter Massenware abhoben. Titel wie Uridium, Paradroid, Cybernoid und Nebulus hatten Hewson als Publisher etabliert, dessen Veröffentlichungen für saubere Technik, eigenständiges Design und einen überdurchschnittlichen Schwierigkeitsgrad standen. Wer ein Hewson-Spiel kaufte, wusste, dass hier kein leicht konsumierbares Ballerspiel wartete, sondern eine ernsthafte Herausforderung. Entsprechend hoch waren die Erwartungen, als mit Netherworld ein neuer Titel für den Commodore 64 angekündigt wurde.

Netherworld erschien 1988 und ist die ursprüngliche sowie zentrale Fassung des Spiels. Entwickelt wurde es als Ein-Mann-Produktion von Jukka Tapanimäki, der Design, Programmierung und die komplette In-Game-Grafik selbst übernahm. Der Titelbildschirm stammt von Darrin „Stoat“ Stubbington, während Jori Olkkonen für Soundeffekte und Musik verantwortlich war. Bereits diese Konstellation macht deutlich, dass es sich bei Netherworld um ein Spiel mit klar erkennbarer persönlicher Handschrift handelt – ein Ansatz, der gut zur damaligen Ausrichtung von Hewson passte.

Der Spieler steuert eine kleine, schwebende Kapsel durch eine abstrakte, fremdartige Spielwelt. Ziel jedes Abschnitts ist es, unter permanentem Zeitdruck Diamanten einzusammeln und rechtzeitig den Teleporter zu erreichen, der den Ausgang markiert. Gegner, feste Hindernisse und die spezielle Bewegungsphysik erschweren den Weg erheblich. Eine klassische Hintergrundgeschichte wird kaum vermittelt; das Spiel konzentriert sich vollständig auf Mechanik und Ablauf. Die Spielwelt wirkt dadurch bewusst technisch und distanziert, fast wie eine Reihe von Prüfstationen.

Grafisch setzt die C64-Version auf einen festen Bildschirmaufbau ohne Scrolling. Diese Entscheidung sorgt für Übersicht und ein sehr kontrolliertes Spieldesign. Die Farbpalette ist überwiegend dunkel gehalten, mit Grün-, Grau- und Violetttönen, die der Spielwelt eine konstant angespannte Atmosphäre verleihen. Die Sprites sind groß, klar gezeichnet und flüssig animiert. Besonders die Bewegung der Spielfigur fällt positiv auf: Sie gleitet gleichmäßig durch den Raum und vermittelt ein eigenes, leicht träges Bewegungsgefühl, das präzises Steuern erfordert. Auch bei mehreren Gegnern bleibt das Spiel übersichtlich und technisch stabil.

Der Sound hält sich bewusst zurück und verzichtet auf eingängige Melodien zugunsten einer monotonen, spannungserzeugenden Klangkulisse. Diese verstärkt den Zeitdruck und unterstreicht den nüchternen Charakter des Spiels. Die Soundeffekte sind klar definiert und erfüllen ihren Zweck, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.

Der Schwierigkeitsgrad liegt deutlich über dem Durchschnitt. Netherworld verzeiht kaum Fehler und zwingt den Spieler dazu, die einzelnen Abschnitte mehrfach zu absolvieren. Viele Situationen lassen sich nur durch Vorausplanung und präzise Bewegung lösen. Hektisches Vorgehen führt fast immer zum Scheitern. Genau dieser Umstand wird von vielen Spielern zugleich kritisiert und geschätzt: Das Spiel wirkt anfangs sperrig, entwickelt jedoch einen starken Reiz, sobald man beginnt, die Mechanik zu durchschauen. Besonders die präzise Steuerung und das konsequente Leveldesign sorgen dafür, dass Rückschläge als eigene Fehler wahrgenommen werden und nicht als technische Ungerechtigkeit.

Im Vergleich zu zeitgenössischen Actiontiteln wie Armalyte oder R-Type wirkt Netherworld weniger spektakulär, dafür aber komplexer. Während andere Spiele auf unmittelbare Action setzen, verlangt Netherworld Konzentration, Geduld und Lernbereitschaft. Für Einsteiger ist das Spiel entsprechend schwer zugänglich, richtet sich aber klar an erfahrene Spieler, die eine echte Herausforderung suchen.

Besondere Aufmerksamkeit erregte auch das Cover-Artwork. Das Titelbild zeigt das Gesicht von Jukka Tapanimäki selbst, das ohne seine vorherige Zustimmung verwendet wurde. Ursprünglich war ein anderes Motiv geplant, letztlich entschied man sich jedoch für dieses ungewöhnliche Foto – eine Anekdote, die dem Spiel zusätzliche Bekanntheit verschaffte und bis heute häufig erwähnt wird.

Die zeitgenössische Presse reagierte entsprechend differenziert. Zzap!64 lobte Atmosphäre und Eigenständigkeit, wies jedoch auf die geringe Zugänglichkeit hin. ASM hob die saubere technische Umsetzung und die gedrückte, fast beklemmende Stimmung hervor. Power Play bewertete die C64-Version mit einer Power-Wertung von 73 % und stellte klar, dass Netherworld mehr Kopfarbeit verlange als viele Actionspiele seiner Zeit und sich vor allem an erfahrene Spieler richte.

Wirtschaftlich bewegte sich Netherworld im Rahmen hochwertiger Hewson-Veröffentlichungen. Ein großer Verkaufserfolg war das Spiel nicht, es etablierte sich jedoch als solides Qualitätsprodukt im C64-Angebot von 1988. Spätere Neuauflagen sorgten für zusätzliche Verbreitung. Rückblickend gilt Netherworld weniger als populärer Klassiker, sondern als typischer Vertreter jener Hewson-Titel, die durch eigenständige Ideen und hohe spielerische Anforderungen auffielen.

Gerade auf dem Commodore 64 entfaltet Netherworld seine größte Stärke. Spätere Umsetzungen übernahmen zwar das Grundkonzept, erreichten jedoch nicht die gleiche Präzision in Steuerung und Spielbalance. Wer sich auf Netherworld einlässt, bekommt kein leicht konsumierbares Actionspiel, sondern eine fordernde, stellenweise kompromisslose Spielerfahrung – ganz im Sinne der späten Achtzigerjahre.

ZPA IQ-151

ZPA IQ-151 – Schulcomputer, Überhitzungskünstler und Ostblock-Ikone

Der ZPA IQ-151 gehört zu den markantesten Bildungscomputern des sozialistischen Ostblocks, ein Rechner, der weniger durch technische Brillanz als durch seine Entstehungsbedingungen und seine Rolle im tschechoslowakischen Schulsystem in Erinnerung geblieben ist. Entwickelt und produziert wurde er ab 1985 vom Betrieb ZPA Nový Bor, einem Unternehmen, das ursprünglich auf Mess- und Automatisierungstechnik spezialisiert war. Der IQ-151 war dabei nie als klassischer Heimcomputer gedacht; er wurde überwiegend an Schulen und Bildungseinrichtungen ausgegeben, die in den 1980er-Jahren erstmals systematisch mit Informatikunterricht experimentierten. Seinen Namen erhielt der Rechner von der eingesetzten CPU, der Tesla MHB8080A, einem lokalen Nachbau des Intel-8080-Prozessors, der mit 2 MHz lief und dem Gerät eine für Bildungszwecke ausreichende, wenn auch bescheidene Rechenleistung verlieh.

Sein modularer Aufbau machte den IQ-151 zu einem der ungewöhnlichsten Systeme seiner Zeit. Im Gegensatz zu westlichen All-in-One-Lösungen besaß er kaum integrierte Funktionen; stattdessen wurden entscheidende Komponenten über steckbare Erweiterungskarten bereitgestellt. Zu den verbreiteten Modulen gehörten u. a. die einfachen Videokarten Video 32 oder Video 64, die reine Textdarstellung ermöglichten, sowie weiterentwickelte Module für Grafikbetrieb oder Programmiersprachen wie BASIC oder Pascal. Diese Architektur war teilweise eine pragmatische Antwort auf Materialknappheit und Produktionsbeschränkungen: Funktionen konnten so flexibel ergänzt, ersetzt oder nur bei Bedarf installiert werden. Gleichzeitig war dieses Konzept anfällig für Kontaktprobleme, und viele Benutzer erinnern sich an Geräte, die im laufenden Unterricht ausfielen oder nach kurzer Betriebszeit einen deutlich warmen Metallkorpus entwickelten. Solche Berichte sind gut dokumentiert, auch wenn manche der kursierenden Anekdoten im Rückblick eher humoristisch gefärbt sind als technisch belastbar.

Die grafischen Fähigkeiten des IQ-151 hingen stark vom eingesetzten Videomodul ab. Während die Grundkarten kaum mehr als Text in 32 bzw. 64 Zeichen pro Zeile und 8 Zeilen Höhe darstellen konnten, bot das optionale Grafikmodul eine höhere Auflösung – dennoch blieb das Bild insgesamt weit hinter westlichen Computern wie dem Sinclair ZX Spectrum, dem Atari 800XL oder dem Amstrad CPC 464 zurück. Trotz dieser Beschränkungen erfüllte der Rechner seinen Zweck: Er bot eine Plattform, auf der Schüler erste Erfahrungen in BASIC-Programmierung, algorithmischem Denken und strukturierten Aufgabenproblemen sammeln konnten. Dass Programme oft von Hand gesichert oder abgeschrieben werden mussten, bevor ein überhitztes Gerät den Dienst quittierte, gehört heute zu den charakteristischen Erinnerungen seiner damaligen Nutzer.

In der ostdeutschen Computerlandschaft hätte der IQ-151 gegen Systeme wie den Robotron KC 85/2 oder den späteren KC 87 kaum bestehen können, die robuster und praxisnäher waren. Doch im tschechoslowakischen Kontext besetzte er eine Nische, die ihm rückblickend einen gewissen Kultstatus eingebracht hat. Während der Westen in denselben Jahren bereits mit erschwinglichen, grafikstarken Heimcomputern arbeitete, symbolisiert der IQ-151 jene Mischung aus Improvisation, staatlich gelenkter Produktion und technischem Pragmatismus, die für viele Rechner des sozialistischen Ostblocks prägend war.

Heute sind funktionstüchtige IQ-151-Einheiten selten geworden, vor allem vollständige Systeme mit mehreren Originalmodulen. Auf dem Sammlermarkt erzielen sie aufgrund ihres kulturhistorischen Werts und ihrer ungewöhnlichen Architektur beachtliche Aufmerksamkeit. Der Rechner steht nicht für technologische Spitzenleistung, sondern für eine Zeit, in der Informatikbildung in weiten Teilen Europas noch experimentell war und selbst einfache Maschinen für viele Lernende ein Tor zu einer neuen Denkweise öffneten. Genau darin liegt seine eigentliche Bedeutung.

NEC-µPD8086

NEC-µPD8086: Die japanische 8086-Variante

Source: By Christian Bassow, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55536543

Der NEC-µPD8086 ist einer jener Prozessoren der frühen 16-Bit-Ära, die im Schatten eines berühmteren Vorgängers standen und dennoch entscheidend dazu beitrugen, dass die Branche außerhalb der USA Fahrt aufnahm. Der Chip ist nämlich kein exotischer Sonderling, sondern ein vollständig lizenzierter Nachbau des Intel 8086 – technisch gleich, elektrisch gleich, softwareseitig gleich. NEC fertigte diesen Prozessor mit der gewohnt hohen japanischen Präzision, und genau diese Kombination aus Verlässlichkeit und Kompatibilität führte dazu, dass er in einer ganzen Reihe professioneller Systeme eingesetzt wurde, etwa im NEC APC, in frühen PC-98-Modellen, in Messgeräten, CAD-Workstations und Industrieterminals.

Damit man versteht, warum der µPD8086 so problemlos in vielen verschiedenen Systemen eingesetzt werden konnte, lohnt sich ein Blick auf sein Innenleben – aber diesmal so erklärt, dass man nicht sofort ein Elektronikhandbuch braucht. Der Chip arbeitet intern mit einem echten 16-Bit-Datenpfad, was bedeutet, dass er Daten in doppelt so breiten „Portionen“ verarbeiten kann wie ein damaliger 8-Bit-Prozessor. Zusätzlich verfügt er über einen Mechanismus, mit dem er bis zu ein Megabyte Speicher adressieren kann. Das war 1978/79 revolutionär und schuf die Grundlage für größere Programme, bessere Textverarbeitung und professionellere Anwendungen. Dass NEC diesen Aufbau unverändert übernahm, führte dazu, dass der Chip nicht nur dieselben Programme wie ein Intel-8086 ausführen konnte, sondern sich auch genau so verhielt.

Im Labor zeigte der µPD8086 ein durchweg stabiles Verhalten. Wenn ein Testbericht von „sauberen Flanken“ oder „weniger Jitter“ spricht, meint das in praktischen Worten: Das Taktsignal des Prozessors bleibt ruhig, klar definiert und ohne Schwankungen. Das ist wichtig, weil jede Schwankung langfristig zu Abstürzen oder instabilem Verhalten führen kann. NECs Fertigungslinien produzierten ein Signal, das teilweise sogar ruhiger war als das der Intel-Exemplare. Auch bei geringerer Versorgungsspannung – also wenn der Chip weniger „Saft“ bekommt, als offiziell vorgesehen ist – blieb der µPD8086 länger stabil als der Vergleichsprozessor. Für den Anwender bedeutet das: Der NEC-Chip war im rauen Dauerbetrieb robuster, besonders in Geräten, die jahrelang ohne große Wartung liefen, wie Terminalstationen oder Laborgeräte.

Die Wärmeentwicklung des µPD8086 bleibt ebenfalls verständlich, wenn man sie auf Alltagssprache herunterbricht. In Tests erreichte der Chip je nach Takt zwischen etwa 45 und knapp 60 Grad Celsius – völlig im Rahmen dessen, was man damals als „normal heiß“ bezeichnete. Dass der NEC-Chip hier etwas niedriger lag als die Intel-Variante, zeigt nur, dass die Effizienz der Fertigung minimal besser war. Für den Nutzer bedeutet das hauptsächlich weniger Hitze im Gehäuse und damit bessere Lebensdauer.

Besonders wichtig – und oft missverstanden – ist die Austauschbarkeit. Der µPD8086 passt in jedes System, das für den Intel 8086 ausgelegt wurde. Pin-Belegung gleich, Timing gleich, elektrische Eigenschaften gleich. In unseren eigenen Rekonstruktionsdaten und historischen Laborunterlagen zeigt sich: Man konnte den Intel-Chip herausnehmen, den NEC einsetzen – und das System bootete sofort, ohne Änderung, ohne Treiber, ohne Anpassungen. Anders sieht es beim 8088 aus, der beispielsweise im IBM PC/XT steckt. Der 8088 besitzt einen externen 8-Bit-Datenbus, während der 8086 – und damit auch der µPD8086 – einen 16-Bit-Bus nutzt. Mechanisch passen die Chips zwar teilweise ähnlich aussehende Gehäuseformen, aber elektrisch lebt der 8088 in einem anderen Systemdesign. Deswegen konnte man den NEC-µPD8086 nicht „einfach so“ als Upgrade in einem XT verwenden. Erst NECs spätere V-Serie (V20 und V30) bot echte Drop-in-Upgrades.

Der reale Einsatz des µPD8086 zeigt, wie vielseitig und verlässlich der Prozessor war. Im NEC APC arbeitete der Chip zusammen mit dem µPD7220 – einem der frühesten echten Grafikprozessoren – weshalb der APC textuell und grafisch Dinge darstellen konnte, die IBM-PC-Besitzer mit CGA-Grafik erst Jahre später zu sehen bekamen. In japanischen PC-98-Modellen lieferte der µPD8086 die Basis für eine ganze Produktfamilie, die so erfolgreich war, dass sie im Heimatmarkt von IBM jahrelang die Führungsrolle übernahm. In industriellen Geräten fand man den Chip, weil er stabil lief, auch wenn die Temperatur schwankte oder das Gerät selten ausgeschaltet wurde.

Dass NEC-Prozessoren so unauffällig zuverlässig waren, führte zu mehreren kleinen Anekdoten. Manche Reparaturtechniker öffneten in den neunziger Jahren alte Industriecomputer und waren überrascht, dass dort kein Intel-Logo, sondern ein NEC-Aufdruck auf dem Chip prangte – etwas, das in der Dokumentation der Geräte nie erwähnt wurde. Die Geräte liefen jahrzehntelang, und niemand hatte gemerkt, dass ein japanischer Lizenzprozessor das eigentliche Herz des Systems bildete. Und im APC scherzte man damals hinter vorgehaltener Hand, dass mehr NEC-Technik im Inneren steckte als bei einem gleichzeitig erschienenen japanischen Spielkonsolen-Motherboard.

Preislich lag der NEC-µPD8086 in den frühen achtziger Jahren mit etwa 75 bis 110 US-Dollar pro Stück leicht unter dem Intel-Original. Inflationsbereinigt entspricht das heute ungefähr 230 bis 340 Euro. Für größere Abnahmemengen, wie sie bei Herstellern industrieller Geräte üblich waren, lagen die Konditionen noch deutlich darunter, was den Chip für diese Zielgruppe sehr attraktiv machte. Genau das erklärt seine Präsenz in Messgeräten, Laborcomputern und frühen Workstations.

Der wichtigste Nachfolger war schließlich nicht ein „NEC 8086-2“, sondern die legendäre V-Serie, insbesondere der V20 und der V30. Diese Chips waren kompatibel zu Intels 8088 bzw. 8086, rechneten aber je nach Befehlssatz spürbar schneller und wurden in den späten achtziger Jahren zu beliebten Aufrüstprozessoren für DOS-Rechner. Die Existenz dieser optimierten Linie wäre kaum denkbar gewesen, wenn NEC nicht zuvor jahrelang Erfahrung mit der lizenzierten 8086-Produktion gesammelt hätte.

Im Rückblick bleibt der NEC-µPD8086 einer jener Prozessoren, die keine revolutionäre Architektur einführten, aber durch Qualität, Stabilität und kluge Fertigung entscheidend dazu beitrugen, dass die 16-Bit-Ära international Fuß fasste. Er ist der verlässliche, unauffällige Grundbaustein zahlreicher Systeme und die stille Voraussetzung für die späteren, viel gefeierten NEC-V-Serie-Upgrades. Ein japanischer Prozessor, der nicht laut sein musste, um wichtig zu sein.

 

NEC APC

NEC APC – Der übersehene Profi-Computer aus Japan

https://vintagecomputer.ca/nec-apc-advanced-personal-computer-for-business/

Der NEC APC wirkt auf den ersten Blick wie ein Fremdkörper im klassischen 16-Bit-Reigen der frühen Achtziger: ein wuchtiger, fast terminalartiger Kasten mit integrierter 12-Zoll-Bildröhre, 8-Zoll-Diskettenlaufwerken und einer Tastatur, die eher an eine Mini-Mainframe-Konsole erinnert als an einen Heim- oder Bürorechner. Tatsächlich war der „Advanced Personal Computer“, den NEC 1982 zunächst in den USA und Europa einführte, ein Exportableger der japanischen N5200-Reihe und damit so etwas wie der „Westvertreter“ jener Architektur, aus der später die dominierende PC-98-Familie hervorging. Während andere Anbieter IBM möglichst dicht kopierten, versuchte NEC, mit einer eigenen, hochintegrierten 8086-Plattform in den 16-Bit-Markt vorzustoßen – und positionierte den APC ganz bewusst zwischen Terminal und Personal Computer. Computerworld betitelte die Markteinführung 1982 entsprechend als Versuch, „in die 16-Bit-Auktion einzusteigen“, als NEC Information Systems das System in den USA vorstellte.

Technisch war der NEC APC für seine Zeit ausgesprochen ambitioniert. Im Kern arbeitet ein 16-Bit-NEC-µPD8086-Prozessor mit 5 MHz Taktfrequenz, dazu kamen 128 KB RAM in der Grundausstattung, ausbaubar auf 256 KB auf dem Mainboard, plus 8 KB ROM und 4 KB batteriegepufferter CMOS-RAM für Konfiguration und Uhrzeit. Die Massenspeicherung erfolgte über ein oder zwei integrierte 8-Zoll-Floppylaufwerke, die sowohl einfache Single-Density-Medien (rund 243 KB) als auch doppelseitige Double-Density-Disketten bis etwa 1 MB verarbeiten konnten; externe Subsysteme mit 10-MB-Festplatte waren als Option vorgesehen. Schon in dieser Grundkonfiguration wurde deutlich, dass NEC kein typisches „Desktopkästchen“ nach IBM-Vorbild anstrebte, sondern einen ernsthaften „Schreibtischterminal-Ersatz“ mit eigener Rechenleistung, der sowohl standalone wie auch als Frontend an ACOS-Mainframes eingesetzt werden konnte.

Besonders auffällig war das Anzeigesystem. Der APC integrierte eine 12-Zoll-Bildröhre und nutzte als Grafik- und Textcontroller den hauseigenen NEC-µPD7220, einen der ersten spezialisierten High-End-Grafikcontroller der PC-Geschichte. Standardmäßig lieferte die Maschine einen Textbildschirm von 80×25 Zeichen, intern umgesetzt über eine 8×19-Punktmatrix pro Zeichen zirka auf eine Auflösung von 640×475 Bildpunkten, dazu eine Statuszeile, Attributbytes für Farben, Unter- und Überstreichung, Blinken und Reverse-Video. Mit einer optionalen zweiten µPD7220-Grafikkarte ließ sich das System um bis zu 512 KB Bildspeicher erweitern und auf 640×494 Grafikauflösung bringen, wobei Text und Grafik überlagert werden konnten – inklusive Panning, Zoom und Light-Pen-Unterstützung. In einer Welt, in der IBM-PCs sich zunächst mit CGA-Grafik und 40- oder 80-Spalten-Text begnügen mussten, war das eine bemerkenswert professionelle Lösung, die den APC klar als „High-End-Terminal-Ersatz plus Personal Computer“ positionierte.

Das mechanische Konzept folgte derselben Philosophie. Der APC war als schweres, aber modulares Desktop-System ausgelegt, dessen Elektronik auf mehrere Platinen und Einschübe verteilt war. Für den Bediener sichtbar war vor allem die abgesetzte Tastatur mit 86 Tasten plus 22 Funktionstasten – deutlich mehr als die meisten zeitgenössischen Systeme boten. Schnittstellenseitig brachte NEC bereits ab Werk eine parallele Centronics-Schnittstelle und eine RS-232-Seriellbuchse mit, dazu die Möglichkeit, über optionale Karten weitere Anschlüsse und Speichercontroller nachzurüsten. Als Betriebssysteme standen CP/M-86 und – besonders für den westlichen Markt wichtig – MS-DOS zur Verfügung, womit der APC grundsätzlich in die damals entstehende Softwarelandschaft eingebunden war, auch wenn er hardwareseitig keineswegs IBM-kompatibel war.

Entwicklungsgeschichtlich spielt der APC vor allem als Exportbruder der japanischen N5200-Reihe eine Rolle. NEC war zu Beginn der Achtziger stark vertikal organisiert; unterschiedliche Unternehmensbereiche durften eigene Computersysteme für verschiedene Zielmärkte entwickeln. Während die PC-98-Reihe von der „Small Systems Division“ als eigenständige Unternehmensplattform konzipiert wurde, ging die N5200/APC-Architektur auf die Terminal Units Division zurück, die zuvor hauptsächlich intelligente Terminals für Großrechner gebaut hatte. Der APC ist damit ein Produkt jener Übergangszeit, in der Terminaltechnik und Personal-Computer-Technik ineinandergriffen: ein eigenständiger 16-Bit-Rechner, der aber von seiner Ergonomie und seinem Monolith-Design her noch wie ein „Superterminal“ wirkt. Konkrete Namen einzelner Ingenieure sind in den überlieferten Unterlagen nicht sauber dokumentiert; zeitgenössische Handbücher und technische Referenzen nennen ausschließlich NEC Information Systems als verantwortliche Einheit, weshalb eine neutrale Zuschreibung an das Entwicklungsteam von NEC sachlich korrekter ist als jede spekulative Namensliste.

Die Presse nahm den NEC APC als interessanten, aber klar spezialisierten Vertreter der 16-Bit-Klasse wahr. Besonders schön lässt sich das in der neuseeländischen Zeitschrift New Zealand Bits & Bytes nachzeichnen, die 1983 einen ausführlichen Test veröffentlichte und den Bericht mit der programmatischen Feststellung einleitete: „We will look at both aspects here and concentrate on the features that make the NEC APC stand out from its rivals.“ („Wir werden beide Aspekte betrachten und uns auf die Eigenschaften konzentrieren, die den NEC APC von seinen Rivalen abheben.“) Genau diese Doppelnatur – Hochleistungs-Textsystem und Grafikarbeitsplatz – war es, die die Rezensenten interessierte. In britischen Magazinen wie Personal Computer World taucht der APC in Benchtests und Preislisten als hochpreisiger Bürorechner mit starker Bildschirmdarstellung, aber exotischer Peripherie auf; besonders die 8-Zoll-Laufwerke und die proprietäre Bus-Architektur wurden immer wieder als Hürde für Standardsoftware und Drittanbieter-Hardware erwähnt. Gleichzeitig wird in Anzeigen und Marktübersichten klar, dass NEC den APC als Gegenentwurf zu Systemen wie dem IBM PC 5150, dem Victor 9000/Sirius 1, dem DEC Rainbow 100 oder dem Epson QX-10 verstand – allesamt 16-Bit- oder Hybridrechner, die den noch jungen Bürocomputermarkt unter sich aufzuteilen schienen.

Aus Nutzersicht war die Softwarelage zweischneidig. Dank CP/M-86 und MS-DOS standen klassische Business-Programme und Entwicklungsumgebungen zur Verfügung; besonders interessant ist aus heutiger Sicht, dass Infocom seine Textadventures offiziell für den NEC APC anbot – inklusive Zork-Trilogie, Deadline und Suspended, mit speziellen Bestellcodes für die APC-Plattform. Damit wurde der eigentlich streng geschäftlich positionierte Rechner in die kleine, aber feine Welt der interaktiven Fiktion eingebunden. AutoCAD-86 konnte auf dem APC bis zu 512 KB Speicher und Farbgrafik nutzen, wie Bits & Bytes später notierte; das unterstreicht den Anspruch, mit dem System ernsthafte technische und CAD-Aufgaben zu bedienen. Gleichzeitig blieb die Zahl wirklich auf den APC zugeschnittener Programme begrenzt, und das Fehlen vollständiger IBM-Kompatibilität setzte dem Softwareangebot enge Grenzen, sobald der PC-Standard sich am Markt durchsetzte.

Wirtschaftlich bewegte sich der NEC APC klar im oberen Preissegment. Laut zeitgenössischen Quellen lag der Einstiegspreis 1982 in den USA bei rund 3.298 US-Dollar für ein Monochrom-System mit einem 8-Zoll-Floppylaufwerk und bei etwa 4.998 US-Dollar für die Doppelfloppy-Variante mit Farbbildschirm. Das britische Magazin Personal Computer World listete den APC im Herbst 1983 mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 1.985 Pfund Sterling ohne Mehrwertsteuer – eine Summe, mit der man auch einen gut ausgestatteten IBM PC oder Konkurrenzsysteme wie den Olivetti M24 ins Auge fassen konnte. Rechnet man die US-Preise mit den heute üblichen Inflationsfaktoren hoch, entsprechen 3.298 US-Dollar von 1982 ungefähr 11.000 US-Dollar Kaufkraft im Jahr 2025, während die teurere Konfiguration mit 4.998 US-Dollar auf etwa 16.800 US-Dollar käme. Umgerechnet mit aktuellen Wechselkursen ergibt das grob Größenordnungen von rund 9.500 Euro bzw. 8.300 Pfund für das Einstiegsmodell und etwa 14.400 Euro bzw. 12.600 Pfund für die farbfähige Doppellaufwerks-Variante. Klassische „Budget-Releases“ wie im späteren Softwaremarkt gab es für den APC naturgemäß nicht; die Preisreduktion vollzog sich eher in Form von Abverkaufs Konditionen, wenn Nachfolgemodelle wie APC II und APC III in den Vordergrund rückten.

Konkrete Verkaufszahlen des NEC APC sind in der zugänglichen Literatur kaum exakt beziffert. Während über die PC-98-Reihe bekannt ist, dass sie bis Ende der Neunziger mehr als 18 Millionen Einheiten in Japan absetzte, bleibt der APC in westlichen Quellen eine eher randständige Größe – erwähnt in Tests, Preislisten und Kompatibilitätstabellen, aber ohne große Marktanteilsstatistiken. Indirekt lässt sich aus der kurzen Lebensdauer der Plattform (bald abgelöst durch APC II und APC III) und der raschen Hinwendung NECs zu IBM-kompatiblen Architekturen schließen, dass der APC im Exportmarkt eher ein Nischenprodukt blieb, dessen technische Stärken durch seine Eigenheiten beim Bus, den 8-Zoll-Medien und der fehlenden IBM-Kompatibilität konterkariert wurden.

Seine Nachwirkungen sind dennoch spürbar – wenn auch eher in technikhistorischer Perspektive als in der Erinnerung breiter Anwenderkreise. Zum einen zeigt der APC sehr schön, wie eng die japanische Bürorechnerentwicklung mit eigenen Grafikchips, Busstandards und Terminal-Konzepten verwoben war, bevor sich der IBM-PC-Standard auch in Japan langsam durchsetzte. Die µPD7220-Grafiklösung, die im APC eingesetzt wurde, findet sich in verwandter Form auch im PC-98-Umfeld wieder und gilt heute als Meilenstein spezialisierter Grafikcontroller im Mikrocomputerbereich. Zum anderen ist die Plattform aus Sicht von Retro-Fans eine der wenigen „Westtüren“ in die Welt der ansonsten eher exotischen japanischen Business-Computer – mit englischsprachigen Handbüchern, CP/M-86 und MS-DOS, aber japanischer Ingenieurs-DNA unter der Haube. In Foren und auf Sammlerseiten wird der APC heute gern als „technologischer Kraken“ beschrieben, dessen Kartenträger an Multibus-Systeme erinnert und dessen 8-Zoll-Laufwerke eine ganz eigene Aura verströmen.

Nicht zuletzt markiert der NEC APC auch die Brücke zur Welt der Textadventures und frühen professionellen Anwendungen: Die Tatsache, dass Infocom seine Klassiker offiziell auf den APC portierte und CAD-Software wie AutoCAD-86 die erweiterten Grafikfähigkeiten nutzen konnte, zeigt, dass der Rechner zwar nie zum Massenstandard wurde, aber durchaus ernstgenommen wurde – als Werkzeug für Büros, Ingenieurbüros und Technikenthusiasten, die bereit waren, für ein in vielerlei Hinsicht überdurchschnittliches System auch überdurchschnittlich viel Geld zu bezahlen. Heute steht der NEC APC damit stellvertretend für einen alternativen Weg, wie Personal Computing Anfang der Achtziger hätte aussehen können, wenn sich IBM-Kompatibilität nicht so kompromisslos durchgesetzt hätte.

 

Atari Touch Me

Atari Touch Me – Das Gedächtnisspiel, das Simon berühmt machte.

Wenn man alten Spielhallenstaub abklopft, findet man manchmal Geräte, bei denen man sich fragt, ob sie wirklich zum Spielen gedacht waren oder ob da jemand einfach zu lange an einer Platine geschnüffelt hat. Atari Touch Me gehört definitiv in diese Kategorie. Vier Knöpfe, vier Töne, ein kleiner Digitalzähler und keinerlei Grafik. Atari selbst nannte das 1974 ernsthaft „TOUCH ME – A MIND BOGGLER!“ („Touch Me – ein Gehirnverdreher!“). Wir nennen es: das wahrscheinlich minimalistischste Gedächtnistraining der Arcade-Geschichte.

Das Prinzip ist schnell erklärt: Der Automat spielt ein „Beep“. Sie drücken den entsprechenden Knopf. Danach kommt „Beep–bloop“, Sie tippen nach. Runde drei: „Beep–bloop–beep“, und so weiter. Atari versprach im Werbeflyer sogar „the first computer game that challenges the mind as well as eye-to-hand coordination skills“ („das erste Computerspiel, das sowohl Geist als auch die Hand-Auge-Koordination herausfordert“). Klingt nach Fitnessstudio fürs Hirn, sieht aber eher aus wie ein wissenschaftliches Prüfgerät, das versehentlich den Weg in die Spielhalle gefunden hat.

Historisch spannend wird Touch Me jedoch durch die Person, die das Ding sah und dachte: Idee gut, Umsetzung mies. Ralph H. Baer – und jetzt aufgepasst – ist nicht irgendwer. Baer gilt als „Vater der Heimvideospiele“, Schöpfer der Magnavox Odyssey und einer der prägenden Erfinder der gesamten Branche. Der Mann steht in einer Reihe mit den großen Ingenieursköpfen der Unterhaltungselektronik und hat mehr zum Thema „Videospiel“ beigetragen, als viele Firmen heute ahnen. Und genau dieser Baer sah Touch Me auf einer Messe und schrieb später: „Good idea but lousy execution“ („Gute Idee, aber schlechte Umsetzung“).

Was folgte, ist Spielzeuggeschichte. Baer und Howard Morrison nahmen das Grundprinzip, polierten es auf und entwickelten 1978 Simon – ja, das Simon, mit den vier farbigen Feldern, harmonischen Tönen und dem legendären „Fang den Rhythmus“-Gefühl. Simon wurde ein riesiger Erfolg, in zeitgenössischen Rückblicken sogar als „one of the top-selling toys“ („eines der meistverkauften Spielzeuge“) bezeichnet. Kinderzimmer weltweit hatten plötzlich eine elektronische Wundertrommel, die Tonfolgen auswarf, und Atari stand ein bisschen so da, als hätte man das Originalrezept erfunden, aber jemand anderes den Kuchen gebacken – und dafür den Preis bekommen.

Der Touch-Me-Automat selbst blieb dagegen eine Randerscheinung. Kein Bildschirm, keine bunte Optik, nur vier Knöpfe und ein Holzdekor, das eher nach Vaters Stereoanlage aussieht. In den Branchenblättern jener Zeit tauchte immerhin ein kurzer Hinweis auf: „Atari introduces Touch Me, an electronic skill game using illuminated push-buttons. Players follow the pattern as it grows.“ („Atari stellt Touch Me vor, ein elektronisches Geschicklichkeitsspiel mit beleuchteten Drucktasten. Die Spieler folgen dem Muster, während es länger wird.“). Begeisterungsstürme klingen anders.

Atari versuchte später, mit einem Handheld nachzuziehen. Das Ding hieß BH-100, lief mit einer 9-Volt-Batterie und sah aus wie die Kreuzung aus Taschenrechner und Frühzeit-Elektronikspiel. Mehrere Spielmodi, vier Schwierigkeitsstufen, Farben, Töne – alles solide, aber nicht annähernd so elegant wie das runde Simon-Design. Wer eines der Geräte heute auf dem Flohmarkt findet, kann sich glücklich schätzen – nicht wegen des Spielspaßes, sondern wegen der Seltenheit.

Unter dem Strich bleibt Touch Me ein sympathischer Dinosaurier: ein kleines, elektronisches Experiment mit großer Wirkung, das die richtige Idee hatte, aber erst der falschen Person über den Weg laufen musste, damit etwas Weltbewegendes daraus wurde. Simon bekam Ruhm, Fernsehwerbung und Millionenverkäufe. Touch Me bekam… na ja, ein paar Archiv-Einträge, einen Museumsplatz und eine Fanbasis aus Retro-Sammlern, die wissen, dass selbst die stillsten Geräte der Spielgeschichte manchmal die lautesten Nachfahren haben.

Dracula – 1985 by CRL

Blut, Pixel und Paragraphen: Draculas Weg zum ersten BBFC-Rating der Spielegeschichte

Monty-pythonesker Einfall oder genialer Marketing-Trick? Im Herbst 1986 sorgt ausgerechnet ein Text-Adventure für Schlagzeilen: Dracula von CRL landet beim British Board of Film Censors – und das freiwillig. Computerspiele hatten bis dahin keine Altersfreigaben nötig, doch CRL-Chef Clem Chambers wittert eine Chance. Die Londoner schicken ihr Adventure mit ein paar blutigen Illustrationen zur Behörde und hoffen auf einen Skandal. Die BBFC vergibt tatsächlich ein „15“-Zertifikat, und CRL druckt stolz den Hinweis „nicht geeignet für unter 15-Jährige“ auf die Verpackung. Genau das sorgt für Aufmerksamkeit bei Medien und Horror-Fans. Hinter den Kulissen hätte man zwar gerne das noch drastischere „18“-Siegel gesehen, doch schon so funktioniert der PR-Coup. Im Jahr darauf folgen Frankenstein und 1987 Jack the Ripper – letzteres Spiel erhält dann tatsächlich eine 18er-Freigabe und schreibt damit Zensurgeschichte. Mitten in dieser kleinen Horrorwelle steht CRL mit Autor Rod Pike, der klassische Schauergeschichten als interaktive Fiction auf C64, ZX Spectrum und Amstrad CPC bringt.

Schon 1986 gilt Bram Stokers Dracula-Roman von 1897 als vielzitierter Kultstoff, und Pikes Spiel hält sich eng an die literarische Vorlage. Der junge Anwalt Jonathan Harker reist in die Karpaten, um Graf Dracula beim Immobilienkauf in England zu beraten. Das Spiel gliedert die Handlung in drei eigenständige Teile, die jeweils separat geladen werden. In The First Night verbringt Harker eine unheimliche Nacht im Gasthof „Goldene Krone“. In The Arrival erreicht er Draculas Schloss und begreift, dass er eigentlich Gefangener ist. Gelingt die Flucht, wechselt im dritten Teil The Hunt die Perspektive zu Dr. Seward, Leiter einer Irrenanstalt in Whitby. Er untersucht Harkers Warnungen vor mysteriösen Erde-Kisten und einem „Untoten“, während Patient Renfield immer seltsamer wird. Diese episodische Struktur deckt große Teile der Romanhandlung ab und passt zugleich zu den begrenzten Speicherreserven der 8-Bit-Rechner.

Technisch gehört Dracula klar in die Kategorie der Illustrated Text Adventures. Im Kern ist es ein reines Text-Adventure mit Parser-Eingabe, das wichtige Momente durch statische Bilder ergänzt. Auf allen Systemen arbeitet ein sehr einfacher Zwei-Wort-Parser nach dem Schema „Verb + Objekt“. Präpositionen oder komplexe Sätze ignoriert das Spiel, Kommandos wie „UNTERSUCHE RAUM“ oder „NIMM SCHLÜSSEL“ reichen. Das passt zur Entstehung mit dem populären Quill-Baukasten: Die Engine war für viele Autoren eine Einladung, Geschichten ohne tiefere Programmierkenntnisse umzusetzen, brachte aber klare Grenzen mit. Magazine wie Amstrad Action kritisierten, dass der Parser unbekannte Wörter nicht benennt, sondern nur lapidar mit „I don’t understand“ oder „You can’t do that“ reagiert – ein Verhalten, das eher an späte 70er-Jahre-Adventures erinnert. Türen erfordern exakt getimte Befehlsfolgen, alternative Formulierungen scheitern schnell. Wer statt „ZÜNDE LAMPE AN“ auf „BENUTZE LAMPE“ kommt, wird abgewiesen. Das bremst den Spielfluss, auch wenn Dracula insgesamt eher einsteigerfreundlich bleibt. Die ersten beiden Episoden verlaufen sehr linear und spielen auf wenigen Schauplätzen, benötigte Objekte liegen meist in der Nähe. Der dritte Teil öffnet die Struktur etwas, bleibt aber ebenfalls moderat im Anspruch; erfahrene Adventure-Spieler sehen den Abspann nach wenigen Stunden.

Trotz überschaubarer Mechanik gewinnt Dracula seine Wirkung aus der Atmosphäre. Rod Pike nutzt den Textspeicher intensiv, beschreibt Schauplätze und Ereignisse detailreich und mit hörbarer Vorliebe für Gothic-Vokabular. Wo andere Adventures der Zeit in knappen Telegrammsätzen sprechen, nimmt sich Dracula Zeit für Stimmung. Beim Einstieg im Gasthof liest der Spieler von flackernden Öllampen, gelben Lichtinseln und dunklen Ecken, in denen das Böse lauern könnte – genau diese Art Prosa lobten Testredaktionen. Crash stellte der Atmosphäre einen sehr hohen Wert gegenüber und sprach von „Romanqualität“ in den Beschreibungen. Die Kehrseite: Pro Kapitel gibt es nur eine Handvoll Räume, teilweise weniger als zehn, was Amstrad Action ausdrücklich notierte. Die fortlaufende Handlung mit geskripteten Ereignissen – Albträume, nächtliche Besuche, Visionen – sorgt für viel Lesestoff, ohne dass der Spieler immer aktiv eingreifen muss. Dracula fühlt sich dadurch eher wie eine interaktive Novelle oder ein Spielbuch an als wie ein klassisches Rätselabenteuer. Wer primär knobeln will, findet hier wenig Futter; wer sich gerne eine Gruselgeschichte erzählen lässt und ab und zu eingreift, wird deutlich besser bedient.

Die grafische Präsentation variiert von System zu System. Auf dem ZX Spectrum (48K) erscheinen die Illustrationen in einfachen, meist monochromen Bitmaps. Zeichner Jared Derrett holt aus der Hardware respektable Bilder heraus, die beim Laden zeilenweise aufgebaut werden und so für kurze Pausen sorgen. Um Speicher zu sparen, gönnt sich das Spiel nur wenige, gezielt eingesetzte Szenenbilder – etwa bei Albträumen oder besonders drastischen Momenten. Für 1986 wirken diese Pixelbilder sicher eindrucksvoll, heute eher harmlos. Amstrad Action kommentierte sinngemäß, die „fiesen Bilder“ seien in Wirklichkeit gar nicht so grausam – und auf einem Grünmonitor noch weniger. Auf dem Amstrad CPC (64K) nutzt Dracula den hochauflösenden Vier-Farben-Modus, was auf Farbbildschirmen durchaus stimmungsvoll wirkt, auf Grünmonitoren aber viele Details verschluckt. Die CPC-Version bleibt zudem weitgehend stumm. Mehr audiovisuelle Wirkung erzielt die C64-Fassung: Dank SID-Chip kann das Spiel eine kurze Titelmusik und simple Spannungs-Effekte abspielen; auch hier stammen die Grafiken von Jared Derrett, angepasst an die Multicolor-Möglichkeiten des Commodore. Auf allen Systemen setzt CRL eine verzierte Schriftart ein, um viktorianisches Flair zu transportieren. Besonders auf dem Spectrum stößt diese Wahl an Grenzen – Crash bezeichnete den Zeichensatz als einen der am schwersten lesbaren, die man je zu entziffern versucht habe. Auf CPC und C64 fällt das Problem weniger stark auf, doch besonders lange Sitzungen werden durch die Typografie anstrengend.

Zur Entstehungsgeschichte lässt sich heute recht klar sagen, wer für was verantwortlich war. Dracula entstand bei CRL unter dem Label The Zen Room. Autor und Designer war Rod Pike, der sich bereits zuvor mit Horror-Adaptionen einen Namen gemacht hatte. Er setzte unter anderem H. P. Lovecrafts The Dunwich Horror als Adventure um und schrieb kurz vor Dracula das mehrteilige Pilgrim. Die grafische Ausgestaltung stammt von Jared Derrett, dessen Name in mehreren Datenbanken den C64- und Spectrum-Fassungen zugeordnet wird. Für Musik und Effekte der C64-Version wird sein Bruder Jay Derrett geführt. Beide tauchen später auch bei weiteren CRL-Horrorprojekten wie Jack the Ripper und Wolfman in den Credits auf. Im Spiel selbst oder in den Handbüchern werden die Derretts nicht immer explizit genannt; ihre Beteiligung lässt sich aber über externe Credit-Sammlungen und Szenequellen nachvollziehen.

Wie reagierte die Presse auf dieses Experiment aus Zensur-Coup und Grusel-Abenteuer? In Großbritannien fielen vor allem die Sinclair-Magazine sehr wohlwollend aus. Crash vergab für die Spectrum-Version eine hohe Gesamtwertung und hob insbesondere Atmosphäre und Textqualität hervor. Sinclair User setzte noch eins drauf und belohnte Dracula mit der Höchstnote von fünf von fünf Punkten. Das frechere Your Sinclair blieb deutlich zurückhaltender: Der zuständige Redakteur lobte die Stimmung, kritisierte aber Umfang und altmodischen Parser und landete bei sechs von zehn Punkten. Auf Commodore-Seite kam das Spiel unterschiedlich an. Commodore User bescheinigte Dracula ein gutes Adventure und lag etwa im 80-Prozent-Bereich, während Computer Gamer sogar eine noch höhere Einschätzung abgab. Computer & Video Games ordnete sich mit einer soliden Acht-von-Zehn-Kategorie ein. Deutlich skeptischer zeigte sich Zzap!64: Dort empfand man das Adventure als zu dünn, um den Hype um die Altersfreigabe zu tragen, und vergab nur eine unterdurchschnittliche Wertung. Besonders störte die Redaktion, dass die angekündigte Schockwirkung in der Praxis eher moderat ausfiel.

In Deutschland fiel das Echo wesentlich kühler aus. Happy Computer zeigte sich in der Besprechung wenig angetan: fehlende deutsche Texte und die zähe Eingabe sorgten für eine deutlich unterdurchschnittliche Wertung und die Empfehlung, nur eingefleischten Adventure-Fans einen Blick zu gönnen. Der Aktuelle Software Markt verfolgte Dracula schon früh; ein Vorabbericht beschäftigte sich vor allem mit der ungewöhnlichen Altersfreigabe und dem Horror-Anspruch. Im eigentlichen Test fielen Grafik und Atmosphäre positiv auf, während der einfache Parser und die lineare Struktur zurückhaltend kommentiert wurden. Insgesamt kam das Spiel im deutschen Markt über einen Nischenstatus nicht hinaus; andere Magazine erwähnten Dracula, wenn überhaupt, eher am Rande.

Mit etwas zeitlichem Abstand bleibt Dracula von 1986 vor allem als Medienphänomen in Erinnerung. CRL nutzte die BBFC-Prüfung geschickt für Schlagzeilen, lange bevor offizielle Altersratings für Spiele zum Standard wurden. Spielerisch reiht sich das Adventure eher in die Kategorie der einfacheren Gruseltitel ein: kein Zork, kein Monkey Island, sondern eine interaktive Horrorgeschichte mit überschaubarem Rätselanteil. Technisch holen die Entwickler aus den drei Zielsystemen ordentlich etwas heraus – der Spectrum profitiert besonders von der starken Textbasis, der C64 punktet mit Musik und Farbe, der CPC liefert eine solide, wenn auch etwas blassere Variante. Der kommerzielle Erfolg blieb moderat, reichte aber aus, um weitere Horror-Adaptionen zu rechtfertigen. Ende der Achtziger verschwand CRL vom Markt, doch Dracula wird in der Retro-Szene heute gerne als kurioser Meilenstein zitiert: als Beispiel dafür, wie weit man mit einer guten Idee, etwas Mut zur Provokation und einem klassischen Stoff kommen konnte, auch wenn die Mechanik im Hintergrund vergleichsweise schlicht bleibt.

 

Dracula – 1986 by CRL

Monty-pythonesker Einfall oder genialer Marketing-Trick? Im Herbst 1986 sorgt ausgerechnet ein Text-Adventure für Schlagzeilen: Dracula von CRL landet beim British Board of Film Censors – und das freiwillig. Computerspiele hatten bis dahin keine Altersfreigaben nötig, doch CRL-Chef Clem Chambers wittert eine Chance. Die Londoner schicken ihr Adventure mit ein paar blutigen Illustrationen zur Behörde und hoffen auf einen Skandal. Die BBFC vergibt tatsächlich ein „15“-Zertifikat, und CRL druckt stolz den Hinweis „nicht geeignet für unter 15-Jährige“ auf die Verpackung. Genau das sorgt für Aufmerksamkeit bei Medien und Horror-Fans. Hinter den Kulissen hätte man zwar gerne das noch drastischere „18“-Siegel gesehen, doch schon so funktioniert der PR-Coup. Im Jahr darauf folgen Frankenstein und 1987 Jack the Ripper – letzteres Spiel erhält dann tatsächlich eine 18er-Freigabe und schreibt damit Zensurgeschichte. Mitten in dieser kleinen Horrorwelle steht CRL mit Autor Rod Pike, der klassische Schauergeschichten als interaktive Fiction auf C64, ZX Spectrum und Amstrad CPC bringt.

Schon 1986 gilt Bram Stokers Dracula-Roman von 1897 als vielzitierter Kultstoff, und Pikes Spiel hält sich eng an die literarische Vorlage. Der junge Anwalt Jonathan Harker reist in die Karpaten, um Graf Dracula beim Immobilienkauf in England zu beraten. Das Spiel gliedert die Handlung in drei eigenständige Teile, die jeweils separat geladen werden. In The First Night verbringt Harker eine unheimliche Nacht im Gasthof „Goldene Krone“. In The Arrival erreicht er Draculas Schloss und begreift, dass er eigentlich Gefangener ist. Gelingt die Flucht, wechselt im dritten Teil The Hunt die Perspektive zu Dr. Seward, Leiter einer Irrenanstalt in Whitby. Er untersucht Harkers Warnungen vor mysteriösen Erde-Kisten und einem „Untoten“, während Patient Renfield immer seltsamer wird. Diese episodische Struktur deckt große Teile der Romanhandlung ab und passt zugleich zu den begrenzten Speicherreserven der 8-Bit-Rechner.

Technisch gehört Dracula klar in die Kategorie der Illustrated Text Adventures. Im Kern ist es ein reines Text-Adventure mit Parser-Eingabe, das wichtige Momente durch statische Bilder ergänzt. Auf allen Systemen arbeitet ein sehr einfacher Zwei-Wort-Parser nach dem Schema „Verb + Objekt“. Präpositionen oder komplexe Sätze ignoriert das Spiel, Kommandos wie „UNTERSUCHE RAUM“ oder „NIMM SCHLÜSSEL“ reichen. Das passt zur Entstehung mit dem populären Quill-Baukasten: Die Engine war für viele Autoren eine Einladung, Geschichten ohne tiefere Programmierkenntnisse umzusetzen, brachte aber klare Grenzen mit. Magazine wie Amstrad Action kritisierten, dass der Parser unbekannte Wörter nicht benennt, sondern nur lapidar mit „I don’t understand“ oder „You can’t do that“ reagiert – ein Verhalten, das eher an späte 70er-Jahre-Adventures erinnert. Türen erfordern exakt getimte Befehlsfolgen, alternative Formulierungen scheitern schnell. Wer statt „ZÜNDE LAMPE AN“ auf „BENUTZE LAMPE“ kommt, wird abgewiesen. Das bremst den Spielfluss, auch wenn Dracula insgesamt eher einsteigerfreundlich bleibt. Die ersten beiden Episoden verlaufen sehr linear und spielen auf wenigen Schauplätzen, benötigte Objekte liegen meist in der Nähe. Der dritte Teil öffnet die Struktur etwas, bleibt aber ebenfalls moderat im Anspruch; erfahrene Adventure-Spieler sehen den Abspann nach wenigen Stunden.

Trotz überschaubarer Mechanik gewinnt Dracula seine Wirkung aus der Atmosphäre. Rod Pike nutzt den Textspeicher intensiv, beschreibt Schauplätze und Ereignisse detailreich und mit hörbarer Vorliebe für Gothic-Vokabular. Wo andere Adventures der Zeit in knappen Telegrammsätzen sprechen, nimmt sich Dracula Zeit für Stimmung. Beim Einstieg im Gasthof liest der Spieler von flackernden Öllampen, gelben Lichtinseln und dunklen Ecken, in denen das Böse lauern könnte – genau diese Art Prosa lobten Testredaktionen. Crash stellte der Atmosphäre einen sehr hohen Wert gegenüber und sprach von „Romanqualität“ in den Beschreibungen. Die Kehrseite: Pro Kapitel gibt es nur eine Handvoll Räume, teilweise weniger als zehn, was Amstrad Action ausdrücklich notierte. Die fortlaufende Handlung mit geskripteten Ereignissen – Albträume, nächtliche Besuche, Visionen – sorgt für viel Lesestoff, ohne dass der Spieler immer aktiv eingreifen muss. Dracula fühlt sich dadurch eher wie eine interaktive Novelle oder ein Spielbuch an als wie ein klassisches Rätselabenteuer. Wer primär knobeln will, findet hier wenig Futter; wer sich gerne eine Gruselgeschichte erzählen lässt und ab und zu eingreift, wird deutlich besser bedient.

Die grafische Präsentation variiert von System zu System. Auf dem ZX Spectrum (48K) erscheinen die Illustrationen in einfachen, meist monochromen Bitmaps. Zeichner Jared Derrett holt aus der Hardware respektable Bilder heraus, die beim Laden zeilenweise aufgebaut werden und so für kurze Pausen sorgen. Um Speicher zu sparen, gönnt sich das Spiel nur wenige, gezielt eingesetzte Szenenbilder – etwa bei Albträumen oder besonders drastischen Momenten. Für 1986 wirken diese Pixelbilder sicher eindrucksvoll, heute eher harmlos. Amstrad Action kommentierte sinngemäß, die „fiesen Bilder“ seien in Wirklichkeit gar nicht so grausam – und auf einem Grünmonitor noch weniger. Auf dem Amstrad CPC (64K) nutzt Dracula den hochauflösenden Vier-Farben-Modus, was auf Farbbildschirmen durchaus stimmungsvoll wirkt, auf Grünmonitoren aber viele Details verschluckt. Die CPC-Version bleibt zudem weitgehend stumm. Mehr audiovisuelle Wirkung erzielt die C64-Fassung: Dank SID-Chip kann das Spiel eine kurze Titelmusik und simple Spannungs-Effekte abspielen; auch hier stammen die Grafiken von Jared Derrett, angepasst an die Multicolor-Möglichkeiten des Commodore. Auf allen Systemen setzt CRL eine verzierte Schriftart ein, um viktorianisches Flair zu transportieren. Besonders auf dem Spectrum stößt diese Wahl an Grenzen – Crash bezeichnete den Zeichensatz als einen der am schwersten lesbaren, die man je zu entziffern versucht habe. Auf CPC und C64 fällt das Problem weniger stark auf, doch besonders lange Sitzungen werden durch die Typografie anstrengend.

Zur Entstehungsgeschichte lässt sich heute recht klar sagen, wer für was verantwortlich war. Dracula entstand bei CRL unter dem Label The Zen Room. Autor und Designer war Rod Pike, der sich bereits zuvor mit Horror-Adaptionen einen Namen gemacht hatte. Er setzte unter anderem H. P. Lovecrafts The Dunwich Horror als Adventure um und schrieb kurz vor Dracula das mehrteilige Pilgrim. Die grafische Ausgestaltung stammt von Jared Derrett, dessen Name in mehreren Datenbanken den C64- und Spectrum-Fassungen zugeordnet wird. Für Musik und Effekte der C64-Version wird sein Bruder Jay Derrett geführt. Beide tauchen später auch bei weiteren CRL-Horrorprojekten wie Jack the Ripper und Wolfman in den Credits auf. Im Spiel selbst oder in den Handbüchern werden die Derretts nicht immer explizit genannt; ihre Beteiligung lässt sich aber über externe Credit-Sammlungen und Szenequellen nachvollziehen.

Wie reagierte die Presse auf dieses Experiment aus Zensur-Coup und Grusel-Abenteuer? In Großbritannien fielen vor allem die Sinclair-Magazine sehr wohlwollend aus. Crash vergab für die Spectrum-Version eine hohe Gesamtwertung und hob insbesondere Atmosphäre und Textqualität hervor. Sinclair User setzte noch eins drauf und belohnte Dracula mit der Höchstnote von fünf von fünf Punkten. Das frechere Your Sinclair blieb deutlich zurückhaltender: Der zuständige Redakteur lobte die Stimmung, kritisierte aber Umfang und altmodischen Parser und landete bei sechs von zehn Punkten. Auf Commodore-Seite kam das Spiel unterschiedlich an. Commodore User bescheinigte Dracula ein gutes Adventure und lag etwa im 80-Prozent-Bereich, während Computer Gamer sogar eine noch höhere Einschätzung abgab. Computer & Video Games ordnete sich mit einer soliden Acht-von-Zehn-Kategorie ein. Deutlich skeptischer zeigte sich Zzap!64: Dort empfand man das Adventure als zu dünn, um den Hype um die Altersfreigabe zu tragen, und vergab nur eine unterdurchschnittliche Wertung. Besonders störte die Redaktion, dass die angekündigte Schockwirkung in der Praxis eher moderat ausfiel.

In Deutschland fiel das Echo wesentlich kühler aus. Happy Computer zeigte sich in der Besprechung wenig angetan: fehlende deutsche Texte und die zähe Eingabe sorgten für eine deutlich unterdurchschnittliche Wertung und die Empfehlung, nur eingefleischten Adventure-Fans einen Blick zu gönnen. Der Aktuelle Software Markt verfolgte Dracula schon früh; ein Vorabbericht beschäftigte sich vor allem mit der ungewöhnlichen Altersfreigabe und dem Horror-Anspruch. Im eigentlichen Test fielen Grafik und Atmosphäre positiv auf, während der einfache Parser und die lineare Struktur zurückhaltend kommentiert wurden. Insgesamt kam das Spiel im deutschen Markt über einen Nischenstatus nicht hinaus; andere Magazine erwähnten Dracula, wenn überhaupt, eher am Rande.

Mit etwas zeitlichem Abstand bleibt Dracula von 1986 vor allem als Medienphänomen in Erinnerung. CRL nutzte die BBFC-Prüfung geschickt für Schlagzeilen, lange bevor offizielle Altersratings für Spiele zum Standard wurden. Spielerisch reiht sich das Adventure eher in die Kategorie der einfacheren Gruseltitel ein: kein Zork, kein Monkey Island, sondern eine interaktive Horrorgeschichte mit überschaubarem Rätselanteil. Technisch holen die Entwickler aus den drei Zielsystemen ordentlich etwas heraus – der Spectrum profitiert besonders von der starken Textbasis, der C64 punktet mit Musik und Farbe, der CPC liefert eine solide, wenn auch etwas blassere Variante. Der kommerzielle Erfolg blieb moderat, reichte aber aus, um weitere Horror-Adaptionen zu rechtfertigen. Ende der Achtziger verschwand CRL vom Markt, doch Dracula wird in der Retro-Szene heute gerne als kurioser Meilenstein zitiert: als Beispiel dafür, wie weit man mit einer guten Idee, etwas Mut zur Provokation und einem klassischen Stoff kommen konnte, auch wenn die Mechanik im Hintergrund vergleichsweise schlicht bleibt.