Zwei Prozessoren, eine Mission: Der erstaunliche NCR Decision Mate V

Der Rechner basierte in der Grundversion auf einem Zilog Z80A, konnte jedoch durch ein optionales Intel-8088-Modul zu einem echten Dualprozessor-System erweitert werden. Einige Konfigurationen wurden bereits ab Werk mit dieser Erweiterung ausgeliefert, ein Umstand, den die Werbung ausdrücklich hervorhob und mit Formulierungen wie „You shouldn’t have to choose between 8-bit and 16-bit operating systems.“ sowie „With our dual processing system you can have the benefits of both.“ unterstrich. Diese modulare Architektur stützte sich auf eine proprietäre Backplane mit sieben Steckplätzen, wie es auch Prospekte und technische Unterlagen zeigen, und war typisch für die modulare NCR-Philosophie jener Zeit.
Zum Standardumfang gehörten zwei 5,25-Zoll-DS/DD-Diskettenlaufwerke, die optional durch eine 10-MB-Winchesterfestplatte ergänzt werden konnten. Die kompakte Bauweise mit integriertem 12-Zoll-Monitor verlieh dem Gerät eine professionelle Erscheinung, die sich bewusst von den damals üblichen, eher kastenförmigen IBM-PC-Konfigurationen unterschied. In Anzeigen wurde dieser Ansatz emotionalisiert: „The personal computer with a heart.“ und „We designed it with a heart.“ waren Slogans, die den Anspruch unterstreichen sollten, ein durchdachtes, langlebiges System zu liefern.
Eine der stärksten Eigenschaften des Systems lag im Grafikbereich. Der verbaute NEC µPD7220 gehörte zu den fortschrittlichsten Grafikprozessoren seiner Zeit und war auch in deutlich teureren Maschinen wie dem NEC APC III oder frühen CAD-Workstations zu finden. Zeitgenössische Tests wie Creative Computing oder InfoWorld betonten regelmäßig, dass die Grafikleistung dem IBM PC klar überlegen war. Die Architektur des Systems erklärt die auffällig flexible Speicheraufteilung: Im Monochrommodus genügten 32 KB, während im Farbmodus drei planare Ebenen – Rot, Grün und Blau – parallel arbeiteten und damit 96 KB belegten (32 KB pro Ebene). Die Werbung stellte dies als selbstverständlich dar und betonte: „Graphics are built into every machine.“
Eher zwiespältig fiel die Rückmeldung zur Tastatur aus. Zwar bewarb NCR sie als „detachable low-profile keyboard“ und mit „advanced ergonomic design“, doch einige Tester der Zeit empfanden den Anschlag als weicher und weniger präzise als bei den mechanischen Tastaturen von IBM oder Cherry. Die Tastenform unterschied sich sichtbar vom Industriestandard, und die zwanzig programmierbaren Funktionstasten, mit denen „boring repetitive tasks“ vermieden werden sollten, konnten für anspruchsvolle Vielschreiber nicht alle Kritikpunkte ausgleichen. Gleichwohl blieb die Tastatur voll funktionsfähig und entsprach in ihrer Verarbeitung den übrigen Qualitätsmerkmalen des Systems – sie war schlicht kein besonderes Highlight.
Die Softwareunterstützung war für ein nicht-IBM-kompatibles System ungewöhnlich breit: CP/M-80, CP/M-86 und – bei installiertem 8088-Modul – auch MS-DOS 2.11 standen zur Verfügung. Vollständige PC-Kompatibilität bestand zwar nicht, doch viele textorientierte Programme liefen problemlos, sofern sie BIOS-konform arbeiteten. Creative Computing nannte die damaligen gängigen Preise: Das 16-Bit-Upgrade kostete rund 500 Dollar, MS-DOS etwa 50 Dollar, CP/M-86 rund 60 Dollar und WordStar 495 Dollar. Eine typische, gut ausgestattete Konfiguration lag damit bei etwa 5.040 Dollar – inflationsbereinigt ungefähr 15.500 Dollar –, womit klar war, dass der Decision Mate V primär für professionelle Anwender gedacht war.
Auch in Deutschland bestätigte sich dieses Bild. Die Basisversion wurde zu etwa 7.350 DM angeboten, ein Wert, der in mehreren Anzeigen dieser Zeit genannt wird. Voll ausgebaute Systeme mit Festplatte, Farboption und erweitertem Speicher lagen deutlich höher; zeitgenössische Berichte sprechen von Preisen im Bereich gut ausgestatteter Bürorechner zwischen 18.000 und über 20.000 DM, je nach Händler und Konfiguration. NCR selbst hob in europäischen Anzeigen seine lange Unternehmensgeschichte hervor und unterstrich seinen Anspruch mit Slogans wie: „NCR has been making computers for as long as there have been computers.“ und „We’ve been doing business in Europe since 1885.“ Die Betonung auf Erfahrung, Technologie und Service zielte klar auf Unternehmen und Behörden, die eher Wert auf Zuverlässigkeit als auf die sich erst langsam etablierende IBM-PC-Kompatibilität legten.
Dass sich der Decision Mate V dennoch nicht dauerhaft behaupten konnte, lag weniger an seinen technischen Eigenschaften als an der rasanten Marktentwicklung ab 1983/84. Die IBM-PC-Kompatibilität setzte sich unaufhaltsam durch, und Hersteller mit proprietären Lösungen verloren zunehmend an Boden. NCR selbst stellte bald auf voll kompatible Systeme um. Der Decision Mate V bleibt jedoch ein beeindruckendes Beispiel jener Übergangszeit – ein Rechner, der, wie die Werbung vollmundig versprach, „A relationship you won’t outgrow.“ sein sollte und heute gerade wegen seiner Eigenständigkeit und konstruktiven Sorgfalt fasziniert.
Der Zilog Z80A ist ein 8-Bit-Mikroprozessor, der im Juli 1976 von Zilog auf den Markt gebracht wurde. Federico Faggin, der zuvor bei Intel an der Entwicklung des 8080 beteiligt war, gründete gemeinsam mit Ralph Ungermann das Unternehmen Zilog und entwickelte den Z80 als verbesserten und binär kompatiblen Nachfolger des Intel 8080. Der Z80A war eine Weiterentwicklung des ursprünglichen Z80 und bot eine höhere Taktfrequenz von 4 MHz. Technisch zeichnete sich der Z80A durch eine erweiterte Befehlssatzarchitektur aus, die zusätzliche Instruktionen und Adressierungsmodi umfasste. Er verfügte über 8-Bit-Daten- und 16-Bit-Adressbusse, wodurch er bis zu 64 KB Speicher adressieren konnte. Ein bemerkenswertes Merkmal war die Integration von dynamischen RAM-Refresh-Schaltungen, die den Einsatz von dynamischem Speicher erleichterten. Die interne Architektur umfasste mehrere Registerpaare (BC, DE, HL) sowie Indexregister (IX, IY) und ermöglichte so flexible Datenmanipulationen.